Leben mit Skin picking

Wie war mein Skin picking Anfang 20?

2 in der Mitte getrennte Flächen im Hochformat. Links ist eine weiße Hälfte, rechts eine schwarze. Links in der weißen befindet sich eine Hand einer dunkel pigmentierten Frau, die von linken Fotorand zur mittigen Grenze ausgestreckt ist, und eine Hand eines weißen Mannes, die vom rechten, schwarzen Rand kommt, an den Fingerspitzen berührt.

„Unter der Haut“ von Patricia Kaas & Erkan Aki

Das Ausmaß des Knibbelns

Ich hatte teilweise 80-100 Wunden allein im Gesicht und war verzweifelt wegen meines Hautzustandes.

Ich weiß, wie es sich anfühlt, weder ein noch aus zu wissen, und ich dachte, ich werde mit Skin picking sterben müssen. Hoffnung, dass das jemals aufhört, hatte ich Anfang/Mitte 20 aufgegeben.

Ich hätte mein ganzes Geld, meine Kleidung, Wohnung, Möbel und Arbeitsstelle gegeben, damit das aufhört.

Das klingt zwar seltsam, aber ich war tierisch verzweifelt – wie ein Tiger im Käfig, der nicht raus kann. Ich wollte einfach nur noch, dass es aufhört. Zu jedem Preis.

Skin picking Foto von mir - vorher nachher Foto

Mich berührt es sehr, das Foto von damals zu sehen, während ich diese Zeilen schreibe. So schlimm war das. Mir tut mein jüngeres Ich von damals so unendlich leid. All die Jahre mit Skin picking. Diese unfassbare Hoffnungslosigkeit, das tägliche Kämpfen und innere Verzweifeln unter der Make-up-Schicht… die Quälerei …

ICH würde mir gern rückwirkend sagen, dass sich die Kämpfe lohnen, und dass jeder einzelne Schritt gut und richtig ist und sie dahin führen wird, wo sie hin will.

ich mit Skinpicking im Alter von 19 Jahren, circa 80 rote Stellen im Gesicht.

Leben, ohne sich verstecken zu müssen

Täglich mit Skin picking:

das tägliche Versteckspiel um nicht aufzufallen
heimlich Blut wegzutupfen, wenn niemand hinsieht
zwischendurch bei Stress auf Toilette rennen und erst nach 10 min. wieder kommen
früh vor dem Schrank zu stehen und zu überlegen, wie lang welche Kleidung ist und ob ich sie anziehen kann
abends abschminken und teure Heilcremes drauf, morgen Schminke drauf und jeden Tag die gleiche Prozedur
permanentes Vergleichen mit dem Aussehen anderer Frauen
Unsicherheit gegenüber Männern und sich selbst nicht genug finden wegen unreiner Haut
Scham zu fühlen, wenn mir jemand einen Ticken zu lang ins Gesicht starrte
die im Nacken sitzende Angst, dass das niemals aufhört
innerlich zusammenzucken, wenn mein damaliger Freund meine Haut angefasst und über die Wunden streicht #Peinlichkeit des Todes

WIE SEHE ICH HEUTE AUS?

Sina mit rotem Top und kurzen braunen Haaren. Die rechte Hand liegt sanft an der linken Wange. Umrahmt ist das Bild von einem goldenem Kreis.

Ich wünsche mir unendlich, dass ihr versteht, dass es Hoffnung und Lösungen gibt für Skin picking Betroffene – nicht nur für mich als besonderer Ausreißer oder Glückspilz.

Damit ihr auch raus kommt aus dem Elend und euch Skin picking nicht mehr den Hauptteil eures Lebens beschäftigt. Das Leben hat so viel mehr zu bieten, das noch erfahrbar und erfühlbar ist, auch wenn Skin picking und dieser bisher so stark erlebte „Anti-Teil“ eures Selbst euch bisher begleitet habt.

Das „Ausblenden wollen“ des Negativen in dir verschließt auch den Zugang zu allem Positiven.

Das muss jetzt nur noch bei euch im Inneren – ganz tief unten – ankommen. Da, wo niemand gern hinschaut – wo eure Lebensquelle und Ursache aller schönen und hässlichen Dinge ist.

IN DEUTLICHEN WORTEN:

Wenn du gegen Skin picking kämpfst, wird es mehr werden. Es weg haben zu wollen, zementiert nur seinen Erhalt.

Man muss das Pferd von hinten aufzäumen:

Wir arbeiten an den wichtigsten Bereichen deines Lebens (Liebe, Körper, Arbeit, Wünsche, Intuition, Frau sein, Familie, Kinder), einschließlich Vergangenheit, Emotionen und Gedanken. Bringen wir dort Ordnung in das Gefühls- und Gedankenchaos, geht als „Nebenprodukt“ Skin picking weg.

Wie das geht, lehre ich meinen Kundinnen.